70 Jahre Fußballverband Rheinland: Aus den Trümmern von 1949 entstand ein unverzichtbarer Teil unseres Landes

Am 11. Juni 2019 wird der Fußballverband 70 Jahre alt. Es gilt, diese sieben Jahrzehnte seit 1949, als der Verband in Koblenz aus den Trümmern des Krieges entstand, ein wenig zu beleuchten – um zu begreifen, wie alles möglich wurde. Heute sind es in neun Fußballkreisen 3.256 Mannschaften, die in 1.028 Vereinen Fußball spielen. 178.000 Menschen an der Zahl. Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Und schon lange nicht mehr nur Deutsche. Manche Mannschaft wäre ohne unsere ausländischen Mitbürger nicht existent. Und erst recht bereichert der Fußball der Mädchen und Frauen diesen Sport. Gerade in diesem Feld hat der Fußballverband Rheinland mit Präsidenten wie Theo Zwanziger und Walter Desch Großes geleistet. So wie der Vorsitzende des Verbandes der Jahre 1955 bis 1977, Toni Martini, für das Soziale im Fußball steht. Er gründete die Soziale Sporthilfe als Netzwerk für verletzte Fußballer und half auch in der Nachsorge von schwerwiegenden Sportverletzungen. Ein anderer Vorsitzender war Toni Kahl. Er war Fußballreporter und Kommunalpolitiker, er stand von 1977 bis 1992 für die Öffnung des Fußballs und für seine internationale Bedeutung. Die Partnerschaft mit dem ungarischen Komitat Komárom-Esztergom verbindet sich mit Toni Kahl und in der Folge mit Zwanziger und Desch. Sie haben alle verstanden, dass man sein Terrain nicht nur beschützen darf, sondern über seine Grenzen hinaus denken muss. Es waren aber nicht nur die ehrenamtlichen Präsidenten, sondern auch Geschäftsführer wie Werner Lunnebach, Michael Türk und aktuell Armin Bertsch, die dafür sorgten, dass der Verband seinem Auftrag, den Vereinen zu helfen, gerecht werden kann.

Der erste Vorsitzende des Verbandes war von 1949 bis 1955 Dr. Hans Menningen. In seiner Zeit entstand die Koblenzer Sportschule. Einmal gab es einen Interimspräsidenten: Als Theo Zwanziger 2001 DFB-Präsident wurde, da war der Mehringer Matthias Weber für zwei Monate an der Spitze des Verbandes. Ihn eingerechnet, hatte der Verband in sieben Jahrzehnen nur sechs Präsidenten. Und viele andere große Persönlichkeiten, die den FVR groß und wichtig machten: Georg Staudt etwa, der erste Spielausschussvorsitzende, Heinz Schwarz, der auch Innenminister des Landes war, Josef Hens, der großartige zweite Mann hinter dem Präsidenten, Herbert Kommer, Hans Christmann und vor allem Eduard Schneider, der Ebernhahner, der den Fußball so sehr liebte und ihm unendlich viel gab.

Nur bei den Frauen mit dem SC 07 Bad Neuenahr und dem TuS Ahrbach gab es in diesen 70 Jahren Bundesligisten aus dem Verband. In der Zweiten Liga spielten immerhin Eintracht Trier, der FSV Salmrohr und TuS Koblenz. Das ist die Bilanz der Bundesligazeit. Davor gab es vor allem mit TuS Neuendorf einen Verein, der zur deutschen Spitze gehörte. Und Eisbachtal war in der Regionalliga, damals der zweithöchsten Klasse. Im Jahr des Jubiläums sind die Männer von Rot-Weiß Koblenz mit ihrem Aufstieg in die Regionalliga die klassenhöchste Mannschaft. Und bei den Frauen sind die Andernacherinnen aktuell zum zweiten Mal in die zweite Bundesliga aufgestiegen.

Die Nationalspieler Jupp Gauchel, Köbes Milz und Karl Adam von Neuendorf, der Neuendorfer Weltenbummler als Trainer Rudi Gutendorf, der Eisbachtaler Torwart Roman Weidenfeller, der Mayener Winfried Schäfer, Jupp Pauly aus Cochem und Amand Theis aus Hellenhahn, Dieter Nüssing und Peter Hidien aus Koblenz sind Namen großer Fußballer des Rheinlandes. Und bei den Frauen haben Marion Isbert, die viel zu früh verstorbene Jutta Nardenbach und die Weltklasse-Fußballerin Celia Sasic für Glanz und Aufsehen gesorgt.

Toni Kahl und dann vor allem natürlich Theo Zwanziger, der DFB-Präsident wurde, und Walter Desch haben dem Verband im DFB ein Gesicht und Anerkennung gegeben. Wenn der Hunsrücker Walter Desch am 15.Juni in Ransbach-Baumbach für weitere drei Jahre an die Spitze des Verbandes gewählt wird, dann wird er so lange im Amt sein wie damals in den 1950er- bis in die 1970er-Jahre der Koblenzer Toni Martini, der aus Kehrig in der Eifel stammte.

Walter Desch hat diesen Verband geprägt. Er leistet Enormes und ist für den FVR in einer schier unvorstellbaren Dauerpräsenz tätig, voller Leidenschaft. Und das, was er in nun 18 Jahren bewegte und schuf, das kann sich wahrlich sehen lassen. So gesehen darf der Verband auf sich und seine Präsidenten zu recht auch ein wenig stolz sein. Und was 1949 im Kleinen entstand, wurde zu einem wichtigen Teil dieses Landes.

Hans-Peter-Schössler

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