Ballsportbetonte Grundschulklasse Mendig

Wie wirkt sich eine tägliche Sportstunde im Grundschulunterricht auf die soziale und motorische Entwicklung der Schülerinnen und Schüler aus? Diese Frage sollte im Rahmen einer Langzeitstudie an der Pfarrer-Bechtel-Grundschule in Mendig geklärt werden. Die Ergebnisse der von der Universität Koblenz unter der Leitung von Professor Dr. Reiner Theis durchgeführten Studie sind wahrlich beeindruckend.

Zu Beginn des Schuljahres 2010/11 bis zum Ende des Schuljahres 2013/14 genossen 28 Schülerinnen und Schüler statt der üblichen drei Schulstunden Sport derer fünf, davon zwei mit sportartübergreifenden, ballsportorientierten Inhalten – andere Unterrichtsfächer wurden dafür nicht gekürzt, sondern die Gesamtstundenzahl erhöht. Dennoch war die Resonanz bereits vor Beginn des Projekts so groß, dass die gängige Klassenstärke übertroffen wurde. Die Schülerinnen und Schüler absolvierten innerhalb der vier Jahre mehrere motorische Tests, darüber hinaus wurde ihre soziale Entwicklung durch Tests, Fragebögen, Lehrereinschätzlisten, Interviews – auch mit Eltern und Lehrern – und Unterrichtsbeobachtungen festgehalten. Unterstützt wurde das Projekt bereits mit der Initiierung durch den Fußballverband Rheinland, der sich auch in finanzieller Hinsicht stark einbrachte, und die ADD Koblenz.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich dieses Engagement gelohnt hat: So konnten bei den Schülerinnen und Schülern in allen Bereichen der Persönlichkeitsentwicklung, im Sozialverhalten, in der kognitiven Entwicklung und in der Motorik wissenschaftlich belegbare Fortschritte festgestellt werden. Die Frage, welche Rolle der Ballsport als Schwerpunktsetzung beim Projekt spielte, konnte ebenfalls beantwortet werden: Wie die positiven Ergebnisse im sozialen Bereich zeigen, ist der Ballsport besonders geeignet, um den Umgang mit Konflikten, die Anerkennung von Regeln, den Umgang mit Sieg und Niederlage sowie das Bilden von fairen Mannschaften zu erlernen. Aus den Unterrichtsbeobachtungen geht ebenfalls hervor, dass sich der spielerische Charakter der (Ball-)Spiele positiv auf die Sportbegeisterung und Motivation der Kinder auswirkt.

„Das ist ein Projekt mit Signalwirkung“, sagte Walter Desch, Präsident des Fußballverbandes Rheinland. „Die Schullandschaft sollte offen sein gegenüber solchen Projekten.“ Das sah auch Prof. Dr. Reiner Theis so: „Die Studie hat die positiven Ergebnisse in der Entwicklung von Kindern durch zusätzlichen Sportunterricht, insbesondere Ballsport, aufgezeigt und bewiesen“, befand er – und hob die große Begeisterung bei allen Beteiligten hervor. „Die tägliche Sportstunde sollte daher sowohl in der Primarstufe als auch in den weiterführenden Schulen in den nächsten Jahren flächendeckend umgesetzt werden.“ Diese Forderung konnte Staatssekretär Hans Beckmann freilich nicht an Ort und Stelle zusagen. Dennoch meinte auch er: „Ein ganz besonderes Projekt, dessen beeindruckende Ergebnisse die Bestätigung erbracht haben: Sport ist ungemein wichtig für die soziale, motorische und kognitive Entwicklung.“

Schulleiter Matthias Jaklen zeigte sich ebenfalls sehr angetan von den vorgelegten Ergebnissen, aber auch von dem Verlauf der vier Projektjahre: „Wir hatten viele verlässliche Partner: die Kinder, die Eltern, die Lehrer, den Fußballverband Rheinland, die ADD Koblenz. Ich blicke mit einem sehr guten Gefühl auf die Jahre zurück“, sagte er. „Der DFB und der FVR haben in meinen Augen eine gesellschaftlich wichtige Vorreiterrolle bei der Förderung des Schulsports inne. Allerdings war es im Rahmen dieses Projekts wichtig, dass der Ballsport und nicht ausschließlich der Fußball im Vordergrund stand.“ Und Sportlehrer Florian Stein ergänzte: „Der Sport öffnet Türen. Auch wenn die Kinder zu Beginn unterschiedliche Voraussetzungen mitbrachten, ist die Gruppe schnell zu einem starken Team geworden.“

Die Kurzfassung des Abschlussberichts zur Studie ist hier abrufbar.